German Open 2021 – Eindrücke

Von Brigitte Plehn


Heiß ersehnt, gewünscht und gewollt – die German Open 2021
Das Corona bedingte, zweifache Verschieben der German Open für Tischtennis spielende Parkis
hatte bei mir im Vorfeld zu einem Auf und Ab der Gefühle geführt:
Von großer Freude bis zur Enttäuschung und fast Verzweiflung war einiges dabei gewesen.
Nach dieser emotionalen Erschütterung wollte ich unter keinen Umständen an diesem nun
schon dritten Turniertermin etwas verpassen. Daher überzeugte ich meinen Mann davon,
uns schon am Donnerstagmittag mit dem Auto nach Nordhorn zu fahren.

Dort angekommen ging es schnurgerade zum ersten Anlaufpunkt, dem PPP-Headquarter und für mich weiter
an einen der vier Tischtennistische. Mit Freude sah ich nicht nur deutsche, sondern auch erste, aus dem Ausland angereiste Teilnehmer, z. B. Damasio, der Mann aus Portugal, der genauso „körperbetont“, d.h. wüst Tischtennis spielt wie ich. Gegen ihn anzutreten, machte bestimmt großen Spaß. Außerdem waren einige PAoLis da, deren Namen ich glücklicherweise nennen konnte. Und ich traf zum ersten Mal Maik, meinen Mixedpartner.

Erst viel später – als unser gemeinsames Mixed- Spiel vorüber war – erklärte mir ein Youtube-Video, warum Maik beim Punkte machen nicht lange fackelt. Aufschlag. Rückschlag (vom Gegenüber), bumm!.. das war sein Erfolgskonzept.
Wer beim Stehen leicht ins Wanken gerät, muss halt schnell zum Endschlag kommen. Wie gut man spielt, hängt nicht nur davon ab, wie gut man seine Defizite ausgleichen kann, sondern auch wie sehr einem Parkinson gerade in die Suppe spuckt, Es galt also zwei Gegner zu besiegen, das war mir schnell klar.


Ab Freitagmittag lief das GO-Programm an. Mehrere Bullis brachten die Teilnehmer von unserem Hotel zur Alten  Weberei. Dort erfolgte die Coronakontrolle, die Registrierung der Anwesenden und die Übergabe von Equipment für die kommenden zwei Tage. Um 13 Uhr wurden die GO eröffnet und eine Reihe von Rednern kamen zu Wort, die in
irgendeiner Weise die German Open unterstützt hatten und nun unsere Aufmerksamkeit verdienten.

Am Abend hieß es, sich in Schale zu werfen, das Tanzbein einzustecken und Hunger mitzubringen, denn in der Alten Weberei sollte gefeiert werden und zwar so, wie ich es liebe: Schlemmen und Tanzen, Tanzen und Schlemmen.
Die Livemusik startete nach einem schönen Buffet und holte nicht nur meinen Mann und mich auf die Tanzfläche. Und es gab Gelegenheit, weitere GO-Teilnehmer außerhalb der Tischtennisplatte kennenzulernen. Das Beste jedoch war: Parkinson war für Stunden vergessen.

Samstagmorgen wurde das Turnier offiziell eröffnet und dann startete das, worauf wir alle so lange gewartet hatten. Das Ringen um Punkt, Satz und Sieg. Mit Genugtuung stellte ich fest, dass der Weg zu den Medaillen steinig zu werden versprach, weil die Konkurrenz ernst zu nehmen war. Und so war es auch: Am frühen Sonntagabend, bei der Siegerehrung, gab es im Einzel für mich deshalb „nur“ Silber, Gold dagegen gab es im Doppel mit Jubi.
Ich wusste sehr genau, dass mein Anteil an dieser Medaille klein war. Jubi nämlich war es, die das Finale maßgeblich gewonnen und damit Gold für uns beide erkämpft hatte.

Mit nach Hause aber nahm ich mehr als zwei Medaillen: viele neue oder intensivere Kontakte, die Freude über Tage des sich lebendig Fühlens und das Gefühl, mit meinen Kampf gegen Parkinson nicht allein zu sein. Und noch jemand hatte in meinen Augen Gold gewonnen: die Veranstalter. Ihnen war ein hervorragend organisiertes, von der Tischtenniswelt ernst genommenes Turnier gelungen, mit supernetten Betreuern und Helfern, Service in jeder Hinsicht für uns Teilnehmer, gutem Essen sowie Glamour und Glanz durch das Rahmenprogramm. Solche Turniere (wie auch die WM in Berlin) sowie die vielen deutschlandweiten Tischtennisangebote bereichern den Alltag einer immer größer werdenden, Tischtennis liebenden Parkinsongemeinde. Zugleich sind sie eine weitere Waffe im Kampf gegen Morbus Parkinson.

Nicht zuletzt senden sie Botschaften an Öffentlichkeit und Politik, welche von uns erzählen und sagen, dass es uns gibt.
Diese GO waren für mich ein heiß ersehntes, gewünschtes und gewolltes Highlight in diesem Jahr.
Großen Dank an alle, die mitgeholfen haben, die German Open 2021 für uns Parkinsonkranke möglich zu machen.

Herzlich Brigitte Plehn/mai